Dienstag, 27. Mai 2008


die dicken
oft nachgezogenen
blockbuchstaben
haben sich gut sichtbar
durch die wochen
meines kalenders gedrückt
von rechts unten strahlte
mir dieser dunkle fleck
seit mehrern seiten
wie ein versprechen entgegen
heute um punkt zwei uhr
ist es soweit
da lebe ich ins bl
ins bl
ins bl
ins blaue hinein


Dienstag, 13. Mai 2008


Der Zyklop Rudi Cervic war ein angesehener Mann. Er verdiente viel Geld mit der Erzeugung und dem Verkauf von Gaststätteneinrichtungen. Er hatte einen festen Händedruck und daher machte es auch nichts, dass er bisweilen einen sehr eindimensionalen Blick auf die Wirklichkeit warf. Im Winter trug er einen Lodenmantel, im Sommer Knickerbocker. In seiner Knickerbocker bereiste er das Land, um seine Einrichtungen zu verkaufen. Die Wirte sprachen untereinander vom Einäugigen, schätzten ihn, der Qualität seiner Produkte wegen, aber sehr. Im Winter stand er an der Hobelbank und arbeitete hart. Seine Lehrbuben schlug er nur selten und nie unverdient. Das größte Vergnügen bereitete ihm der Besuch der Oper gemeinsam mit seiner Frau Rose. Sie legte dabei immer den Kopf auf seine Schulter und drückte seine Hand. Das gefielt ihm. Eines Tages erblindete Rudi Cervic. Seine Frau Rose pflegte ihn, bis sie im hohen Alter in einen kalten Winternacht gemeinsam starben.