Montag, 1. Dezember 2008


einatmen weitergehen der nächste Schritt. ausatmen im Schnee versunken bis zur Hüfte. weitergehen das rechte Bein aus dem Schnee gezogen. Luft holen ausblasen den Schritt machen und einsinken. Schweiß durchtränkt die Kleidung. Luft. noch ein Schritt. VORAN VORAN. die Hände schaufeln den Weg frei. der Schnee wird luftig und leicht. stampfen und knirschen durchdringt die Einsamkeit. aus keuchen wird atmen. innere Ruhe kehrt ein. das Ziel ist weit aber der Rhysthmus ist gefunden. die Schritte werden leicht - die Blume vor Augen. VORAN VORAN!

Mittwoch, 29. Oktober 2008



als ich im zwillingsgwölb
vom wc zurückkam
hab ich dich bemerkt
dir hingen die haare
unvorteilhaft ins gesicht
du konntest mich nicht
sehen für niemand hattest
du einen blick alle hatten
einen blick für dich lässig
lehntest du an der wand
es war dir scheißegal
ich muss sagen es war
mir nicht ganz wurscht

Samstag, 18. Oktober 2008


m hoffte, dass wenn die grinsende fassade verbrannt ist, endlich die substanz zum vorschein kommt. aber da war nichts - nur ein haufen blöder asche. m war nicht besonders verärgert, er hat es schon vermutet.

Montag, 15. September 2008


der saum des prinzessinnenkleides
ausgebreitet wie eine große
schwebt sie über den boden
ihre ausgestreckte rechte hand
bereit für alle spielzeuge dieser welt
vergilbt langsam zu einem schemen
hat in ein zwei jahren dem dunkel
des holzparketts im hintergrund
nichts mehr entgegenzusetzen



Mittwoch, 13. August 2008

alleine
betrittst du die Säulenhalle
denkst an jandl, weil du nicht weißt ob
rinks oder lechts
drehst dich
die zentripetalkraft drückt dich an die wand
du ergreifst einen luftballon, der
zerplatzt
wie eine seifenblase
alle seifenblasen zerplatzen
laut
und du liegst am boden
ganz leise
dein atem
den du noch hörst



Dienstag, 5. August 2008


abchasien
südossetien
pipelines
gas
satelittenbilder
krieg
bush
internationale beobachter
us-wahlen
nato
unabhängigeit
ost
west
saakaschwilli
kodori schlucht
udssr
bombardment
gori
friedensplan
ethnische säuberungen
völkermord
putin
kaukasus
vorherrschaft
eu
wenn ich
alles weiß
weiß ich nichts

Freitag, 1. August 2008


glei kummt a da mogg! wer? da mogg! und was wü a? an zaun durchschneiden! wer? da mogg - dann kima wieda umi über d'grenz! zigaretten kaufen? und da schnaps is a billiger! wo bleibt a denn da mogg? wahrscheinlich schminken's nu fürs foto! jetzt macht a geschichte da mogg! de hurn drüm solln a so günstig sein! aber an tripper hams alle, von da partei! da, jetzt is a da! wer? da mogg! jetzt hat a durchzwickt! bravo! gemma auf a bier? a tschechischs? was i net was ham - a freibier gibts! dann gemma! schau wie a lacht da mogg! wegen de zigaretten! oder wegen de weiber! bravo!

Dienstag, 29. Juli 2008


wie lange ich
auch liegenbleib
die geknickten
grashalme
meines abdrucks
auf der wiese
werden sich
in kurzer zeit
mit einem
windstoß
wieder aufrichten
was kümmerts
das kamel
fünf zecken
am arsch
und keinen
blassen dunst
von weltschmerz

Mittwoch, 2. Juli 2008


so wenig ist mehr,

wenn du das rauschen der blätter im wind hörst, das donnergrollen nur ein fernes murmeln ist, die wolken einen dunklen schatten auf das grün der wiese legen, ein einzelner sonnenstrahl nochmal die blumen hell erleuchtet, die ersten regentropfen auf der trockenen erde detonieren, die ersten blitze am himmel zucken.

so wenig ist mehr,

wenn der regen endlich die schwüle aus der luft wäscht, der wind die gräser und blumen zu boden drückt, der blitz donnernd in den fluß einschlägt, es am tag plötzlich nachtfinster ist und du ganz alleine draußen stehst in der natur.

wenn du mit ihr ganz alleine bist und dich von ihr befreien läßt,

dann ist so wenig so viel.

Donnerstag, 19. Juni 2008


an jeder ecke singen sie schalala
preschen hupend, dreifach beflaggt
aus nebenstraßen hervor
halbnackte frauen auf fahrrädern
man kann nicht hin
man kann nicht wegschauen
die luft auf den armen kitzelt
sie riecht so unverschämt
so stark nach sommer
dass der gedanke an meer
körperlich schmerzt
andere orte andere wege
so voll, voll von allem

der alltag ist bites und bytes
rausch und geschwindigkeit
trotzdem haben wir uns
drei wochen lang
nicht gesehen, nicht gehört
in den gesichtern
die im vorbeihuschen kurz
aus dem gewurl hervorstechen
verirrt sich selten ein lachen
lediglich die mundwinkel
werden wie an schnüren
nach oben gezogen
am ende des balls
legen wir unsere masken ab
aber du, du zuerst

Mittwoch, 4. Juni 2008


Er hätte nicht rausgehen sollen. Das verdammte Kribbeln im Bauch war also doch mehr als Nervosität. Bruce McCandless steckte in seinem Raumanzug und bewegte sich angetrieben von den Steuerdüsen zurück zur Ausstiegsluke. Er war leichenblass und zum zweiten mal presste er sein Erbrochenes entgegen der Peristaltik zurück in den Magen. Er wusste was es bedeuten würde, sich zu übergeben. Das Ausatmen füllte den Helm mit einem süßlichen Gestank. Langsam näherte er sich der Druckschleuse. Wieder schluckte er, wieder blieb der Geist Sieger über seinen schwachen Körper . Vier Minuten dauert es, bis in der Druckschleuse die künstliche Atmosphäre geschaffen ist, und er seinen Helm abnehmen kann. Unmöglich so lange in seiner eigenen Kotze zu tauchen. Endlich erreichte er das Schiff und McCandless hielt durch. Als er den Helm endlich abnehmen konnte, hatte er bereits wieder etwas Farbe im Gesicht. Bruce McCandless schwebte als erster Mensch völlig frei im Weltraum.

Dienstag, 27. Mai 2008


die dicken
oft nachgezogenen
blockbuchstaben
haben sich gut sichtbar
durch die wochen
meines kalenders gedrückt
von rechts unten strahlte
mir dieser dunkle fleck
seit mehrern seiten
wie ein versprechen entgegen
heute um punkt zwei uhr
ist es soweit
da lebe ich ins bl
ins bl
ins bl
ins blaue hinein


Dienstag, 13. Mai 2008


Der Zyklop Rudi Cervic war ein angesehener Mann. Er verdiente viel Geld mit der Erzeugung und dem Verkauf von Gaststätteneinrichtungen. Er hatte einen festen Händedruck und daher machte es auch nichts, dass er bisweilen einen sehr eindimensionalen Blick auf die Wirklichkeit warf. Im Winter trug er einen Lodenmantel, im Sommer Knickerbocker. In seiner Knickerbocker bereiste er das Land, um seine Einrichtungen zu verkaufen. Die Wirte sprachen untereinander vom Einäugigen, schätzten ihn, der Qualität seiner Produkte wegen, aber sehr. Im Winter stand er an der Hobelbank und arbeitete hart. Seine Lehrbuben schlug er nur selten und nie unverdient. Das größte Vergnügen bereitete ihm der Besuch der Oper gemeinsam mit seiner Frau Rose. Sie legte dabei immer den Kopf auf seine Schulter und drückte seine Hand. Das gefielt ihm. Eines Tages erblindete Rudi Cervic. Seine Frau Rose pflegte ihn, bis sie im hohen Alter in einen kalten Winternacht gemeinsam starben.

Sonntag, 27. April 2008


genau vor solchen kaugummis hat mich meine mutter immer gewarnt. oder war es dr.best? zu viel zucker sei da drin, zu klebrig ihre konsistenz. alles schlecht für mich. die zähne werden daran kleben bleiben, dachte ich bei mir. blöderweise gab es gleich um die ecke einen solchen automat. er prangte an der bushaltestelle und ich umschlich und beäugte ihn jeden tag aufs neue. es verstrichen monate bis ich den mut aufbrachte mein sauer erspartes taschengeld zu opfern. ich entschied mich für grün, weil es die größere kugel war. ich wollte nicht lange leiden. einen kurzen prozeß machen. in meinem mund schob ich die kugel wie etwas hochexplosives vorsichtig von backe zu backe. von links nach rechts, von rechts nach links. gott, das dauerte ewig! der gummi war steinhart, bis der zu kauen war, hatte das verfluchte gift genügend zeit über meinen speichel sich schön gemächlich in meinem körper auszubreiten. währenddessen wurde meine mundhöhle gleichmäßig grün eingefärbt, als beweis quasi für danach. sollte ich dabei draufgehen, dürfte ich kein mitleid erwarten. sie hatten mich ja gewarnt. ich verspürte große lust loszuweinen oder die 38er von meinem vater zu nehmen und von der gegenüberliegenden straßenseite auf flasche und dose zu zielen, aber natürlich nur den automaten zu treffen. ihn neu mit bleikugeln zu füllen. zu viel angst hält einem vom kauen ab, würde ich gut zwanzig jahre später denken und dass mut doch eine komische sache ist.


Sonntag, 13. April 2008


mach ma was schönes? ich schau auf. der spalt zwischen ihren brüsten ist über 20 cm lang. hast lust? sie schnippt die asche von ihrer flyrt. elegant. gehabt, möchte ich sagen - grinse aber nur blöd. bist schüchtern? in der tat. die silerdauerwell ist mit taft betoniert. am anderen ende stecken zwei fleischige oberschenkel in lacklederstiefeln. schlaf gut .... sagt SIE du auch ... sag ICH die nutten vorm hotel bauer ... denk ICH

Montag, 31. März 2008


wieder schob er die antenne
seiner fernsteuerung hinein
und schaltete ab
um etwas batterie zu sparen

er marschierte los
zu dem weißen fleck
der hinter dem kleinen grashügel
hervorschimmerte

sein styroporflugzeug war
zwischen frisbeewürfen
und ball spielenden kindern hindurch
ein schöne strecke weit geflogen
und etwas außerhalb des spielfeldes
auf dem schotterweg gestrandet

das braunhaarige mädchen
von vorhin war wieder da
hob das flugzeug fröhlich auf
sichtlich stolz es ihm
wie einen soeben gefunden schatz
überreichen zu können

er fuhr die antenne aus
schaltete das gerät ein
hielt das flugzeug hoch erhoben
in seiner rechten hand
und ließ los

es stieg wie von einer unsichtbaren
hochschaubahn getragen auf
um nur ein paar meter von ihm entfernt
wie ein stein im gras zu landen
lang war es diesmal nicht in der luft


Samstag, 1. März 2008


doing - den kopf am laternenpfahl gestoßen. den blick zu weit gesenkt, ein plakat mit tixo daran befestigt. über den rippigen pfahl gewickelt, das plakat.

es passt alles nicht zusammen. es muss halten was nicht halten soll. einrisse überall wo die tixoränder auf die papierräner treffen. es hält -

es passt nicht. alles nur zusammengebastelt, nichts ist für die ewigkeit, nicht einmal auf dauer. nicht das plakat, nicht der laternenpfahl, der kopf schon gar nicht.

doing - gesenkten kopfes gegen den laternenpfahl gerannt. früher war er glücklicher, wieso hat er vergessen.

Sonntag, 24. Februar 2008


ungeschminkte wege sind mir immer noch am liebsten. manche brauchen abfallende wiesen im sattesten grün und ihre lieblingssongs dabei im hinterkopf. das gewurl ihrer weißen t-shirts gleicht von oben einer verwirrten segelbootregatta ohne ziel. vielleicht nicken die vögel im vorbeiziehen gefällig mit den köpfen. ich bin selten so hoch. auf dem flackturm in mariahilf kann man an schönen tagen eine atemberaubende aussicht genießen, die nase gerade über den dächern halten und wie verrückt im kreis laufen um den spionagesatelliten im weltraum etwas zu denken zu geben. ich frage mich nur wozu? ungeschminkte wege sind mir immer noch am liebsten.


Montag, 11. Februar 2008


die wichtigen dinge hat er alle schon aufgegeben, er lässt nichts mehr an sich ran - er ist der autoreifenmann. gespräche treiben nur mehr auf der spiegelglatten oberfläche seiner existenz. der autoreifenmann geht zur arbeit und strahlt produktivität aus. er hat alles unter kontrolle, wo es nichts zu kontrollieren gibt. seine wünsche sind bescheiden und erfüllt. er lebt sein leben - der autroreifenmann. seine routinen sind ihm lieb geworden, seine träume längst vertrocknet. leer ist sein blick auf die welt - der autroreifenmann - versucht nur mehr, nicht ganz zu verschwinden.

Samstag, 2. Februar 2008


ich weiß
alles ist relativ
den wirst du nicht ändern
und morgen passiert es wieder
sonst kommen andere
in afrika verhungern
die menschen sowieso
strache verbreitet
doch nur heiße luft
und die polkappen schmelzen
auch ohne dich
dein fatalismus lässt uns
die geschichte wiederholen
was dir blunzn ist
wird mir nie
wurscht sein


Freitag, 18. Januar 2008


der wind hat seine spuren im schnee längst verweht. das schlechte wetter und die abgelegenheit der hütte schützen ihn noch vor seinen verfolgern. seit sechs tagen trinkt er jetzt das wasser aus diesem brunnen. immer wieder steckt er seinen kopf in das becken, immer wieder taucht er rechtzeitig wieder auf. oder zu früh? die bilder der toten familie hindern ihn am schlafen. entsetzliche kopfschmerzen drängen ihn in eine bewußtlosigkeit, aus der er beim geringsten geräusch schreiend erwacht. stille. das plätschern des brunnens. wieder steckt er seinen kopf unter wasser, immer länger. der schmerz lässt noch nicht nach. seine verfolger müssen ihn bald finden, denn in wenigen tagen werden die schmerzen weg sein und sein schlaf wieder ruhig. draußen plätschert nur das wasser im brunnen, sonst ist kein geräusch zu hören.

Dienstag, 8. Januar 2008


als schließlich der kutter auf dem ruhigen wasser wie vereinbart neben ihnen zum stehen kam, gab ihm dass, neben der waffe die sich kalt und fremd wie ein soeben aus seinem bauch entsprungenes alien an ihm presste, die wohlige sicherheit sich bald in den kommenden ereignissen verlieren zu können. er dachte an die sinnlos öden zugfahrten seiner schulzeit zurück, dronten nach amsterdam und retour, wo er entweder einschlief und den ausstieg verpasste oder sich ganz und gar dem hypnotisierenden kadong kadong der schienen hingab und dann ebenfalls viel zu weit fuhr. mittlerweile waren diese zahllosen fahrten in seinem kopf zu einer einzigen langen zugfahrt ohne zielbahnhof zusammen verschmolzen. die immergleiche panik die sich lauffeuerartig in ihm ausbreitete wenn er, vom schlaf noch ganz benommen, aus dem fenster stierte und unbekannte landschaften und abweisende häuserfronten wahrnahm. dieser horror, über die wohlbekannte strecke hinaus in ein fernes niemandsland zu gleiten wich rasch einem paradoxen gefühl der klarheit, das ihm seltsamerweise selbstvertrauen gab, jetzt zumindest an einen punkt zu sein, wo er nicht mehr zu weit fahren konnte, wo nicht mehr die gefahr bestand, den ausstieg zu versäumen, weil dies bereits längst geschehen war. endlich tauchten im kutter gestalten auf, die schwer zu tragen schienen, so langsam waren sie unterwegs. gleich würde es losgehen.